08.03.2023
Radsport

"Der Radsport gibt mir sehr viel"

Amélie Hild ist seit diesem Jahr Profi-Radsportlerin und Mitglied von Eintracht Frankfurt Radsport. Am 26. Februar ist sie das erste UCI Straßenrennen gefahren. Am Weltfrauentag gibt sie spannende Einblicke.

Amélie, wie war das erste UCI Straßenrennen in Belgien für Dich?
Leider konnte ich, wie etwa 70 Prozent des Feldes, nicht finishen. Sobald man nicht mehr in der Spitzengruppe ist, muss man das Rennen beenden. Gewonnen hat Europameisterin Lorena Wiebes. 

Wie lange bist du schon im Frauen-Radsport aktiv?
Ich bin seit zehn Jahren dabei. Ich komme ja aus Frankreich, dort bin ich in der Bundesliga als Amateurin Rennen gefahren. Da mir mein Studium sehr wichtig war, ich habe mit 23 meinen Master of Engineering in der Tasche gehabt, blieb es bis zu diesem Jahr beim Amateur-Status. 

Seit diesem Jahr hast Du die Profilizenz für das Team Maxx Solar Rose Women Racing...
Als ich nach Schlüchtern gezogen bin, konnte ich zunächst im Gießener Team Placeworkers als Amateurin starten. Dieses hat 2023 das Team Maxx Solar Rose Women Racing gegründet. Wir bekommen die komplette Ausrüstung gesponsort: Rose-Räder, Helme und Schuhe. Bei der Kick-Off-Veranstaltung mit Marcel Kittel und Tanja Erhardt haben wir unsere Ausrüstung bekommen. Hotel-Übernachtungskosten und Startgelder für das Team werden übernommen, Transportkosten müssen selbst getragen werden. 

Du bist Radsport-Profi und arbeitest in einer 35-Stunden-Stelle als Kalkulatorin bei einem Fertighaus-Anbieter. Wie kannst Du die Arbeit mit deinem zeitintensiven Training kombinieren?
Das ist definitiv nicht ohne. Im Winter ist es ein bisschen einfacher als während der Saison, wo fast jedes Wochenende ein Rennen angesagt ist - oftmals auch verbunden mit einer sehr langen Anreise. Am schwierigsten ist dann die Erholung und wenn man nicht aufpasst, droht ganz schnell eine Erkältung oder ein Leistungsabbruch. Ich habe das große Glück, dass ich nicht alleine wohne und dass mein Freund 100 Prozent hinter mir steht.

Wie motivierst du dich für die vielen Stunden im Sattel?
Der Radsport hat dazu beigetragen, mich zu der Person zu machen, die ich heute bin, und gibt mir auch heute noch viel. Jedes Rennen ist eine Gelegenheit neue Personen zu treffen, neue Sachen über sich selbst zu entdecken. Es gibt immer was zu verbessern und das macht das Ganze sehr spannend. 

Du bist in einem Frauenteam. Ist die Behandlung im Radsport als Frau gleichwertig wie die eines Mannes? 
Es gibt definitiv einen Unterschied. In Hageland (Belgien) hat die Siegerin 500 Euro bekommen, wenn das ein Männerrennen gewesen wäre, wären es einige tausende Euros gewesen. Aber wir müssen schon die Verbesserung notieren, ohne Interesse am Frauenradsport wäre "Le Tour de France Femmes" nicht wieder ins Leben aufgerufen worden, Paris-Roubaix auch nicht. Das ist aber alles passiert! Wir selbst spüren diese positive Dynamik auch. Das beste Beispiel ist die Firma Rose, die uns seit diesem Jahr vertraut und einer unserer Hauptsponsor geworden ist. Darum sind wir sehr dankbar und es ist ein fantastischer zusätzlicher Motivationsgrund, um nach der Arbeit auf das Rad zu steigen

Wie findest du das Vereinsangebot von Eintracht Frankfurt Radsport?
Ich bin beeindruckt, wie viel der Verein für seine Mitglieder anbietet. Besonders gut und auch praktisch für mich, weil ich weit weg von Frankfurt wohne, sind die Webinare. Es gibt sehr viele interessante Themen zur Auswahl. Solche, die mit Leistungssport zu tun haben und andere Themen wie zum Beispiel Sexismus im Sport. Man tauscht sich aus und spricht zusammen. Der Verein gibt somit die Möglichkeit sich neben dem Training auch über wichtige Themen rund um den Sport auseinandersetzen zu können. Das finde ich sehr wertvoll.

Was sieht deine Rennplanung für 2023 aus?
Ich habe hauptsächlich Tagesrennen in Belgien, Österreich oder Frankreich und eventuell eine Rundfahrt vor. Das hängt von meiner Form ab. Da es unser erstes Jahr als Continental Team ist, müssen wir für viele Rennen unsere Bewerbung schicken und haben noch nicht für alle eine Rückmeldung bekommen.

Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen dir eine erfolgreiche Radsportsaison 2023!

Die Union Cycliste Internationale (kurz: UCI) ist der Dachverband nationaler Radsport-Verbände. Die UCI sitzt in der Schweiz und bündelt 202 nationale und fünf kontinentale Radsportverbände mit über einer Millionen lizensierten Radsportler:innen.