Richtiges Radrennen wird dabei nicht nur in den vorderen Startblöcken oder bei den Profis gefahren. Für viele geht es vor allem um den Wettlauf gegen die Zeit. Wer dann noch eine gesunde Portion Leidensfähigkeit und den nötigen Ehrgeiz mitbringt, für den sind Radrennen die genau richtige Adresse. Gerade deshalb wird das Rennradfahren schnell mehr als nur ein Hobby. Auch für viele Adlerträger:innen war das Jedermann-Rennen das sportliche Saisonhighlight.
Auf der Strecke wird getackert
Die Anspannung kurz vor Start ist schwierig zu beschreiben. Leergefegte Gassen und gesperrte Hauptstraßen sind in Frankfurt nicht unbedingt die Regel. Mit jedem Kilometer den man seinem Startblock näher kommt häuften sich Rennradfahrer:innen. In Eschborn angekommen ist es dann ein reines Meer aus Rädern. Blickt man im Startblock um sich konnte man die Nervosität der anderen Radsportenthusiasten gut verstehen, denn selbst fühlt man das gleiche. Mit dem Start, hat sich die Anspannung komplett gelöst und es ging im Eiltempo Richtung Frankfurt. Um es im Radjargon auszudrücken wird ordentlich getackert – sprich herzhaf in die Pedale getreten. Überall an der Strecke haben sich, sicherlich dank des Kaiserwetters, Gruppen an Zuschauern gebildet. Die ausgelassene Stimmung und die Anfeuerungen von der Seite verleihen nochmal extra Kräfte.
Jetzt gehört die Straße mal uns.
Andreas Hoffmann, Eintracht-Mitglied
Viele können gerade im Rahmen von Events, wie dem Radklassiker in Frankfurt, richtig abschalten und sich voll und ganz auf die eigene Leistung konzentrieren. Andreas Hoffmann, begeisterter Rennradfahrer und Eintracht-Mitglied, kann auch erklären warum: „Der Wettkampf hat einfach einen ganz anderen Charakter, alle wollen gut abschneiden, das motiviert einfach“. Obwohl der Wettkampf den Ehrgeiz in ihm weckt, genoss er den Tag auch in vollen Zügen. „Arbeit und Leidenschaft steckt in jeder Trainingseinheit, das Rennen ist dann die Belohnung dafür“. Dabei war für den Adlerträger schon allein die Stadtdurchfahrt das Startgeld wert. „Bei den gesperrten Straßen und den ganzen anderen Fahrern macht es einfach richtig Bock. Ich hatte das Gefühl – jetzt gehört die Straße mal uns“.
Neben der Strecke alles geben
Nicht nur auf der Strecke ging es heiß her. Kurz vor der Feldbergkuppe sorgten Adlerträger:innen der Triathlonabteilung für die Versorgung des anrauschenden und kaum enden wollenden Pelotons. Die sich anbahnende Verpflegungsstation, nach dem knapp 12 km langen Anstieg wirkt wie eine Fata Morgana. Die ersten Startgruppen ignorieren sie jedoch meist noch und rauschen an der Wasserstation vorbei. Die allermeisten brauchen jedoch eine Verschnaufpause, was zu einem ordentlichen Stau unter den Hobby-Profis führte. Jeder sehnt sich nach frischem Wasser. Wie eine entspannte Kaffeepause darf man sich das nicht vorstellen. Nicht wenige Rennradhardliner versuchten sich, unter leicht genervten „Geh’ zur Seite“ oder ironischen „rechts stehen, links gehen“ – Rufen, an dem Pulk an Durstigen vorbeizuschieben. Dass das Ganze, selbst zu absoluten Stoßzeiten, so reibungslos wie möglich abläuft, ist den freiwilligen Helfer:innen der Eintracht zu verdanken.
Ich kann keine Höhenmeter fahren, also schenke ich eben Wasser aus.
Martina Blank, Helferin an der Verpflegungsstation
Eine davon, für die Helfen an der Verpflegungsstation fast schon Tradition hat, ist Martina Blank. Im dritten Jahr infolge setzte sie sich am Streckenrand dafür an, dass alle Athlet:innen schnell versorgt sind. Immer mit dabei ist ihre mittlerweile 12-jährige Tochter, die schon früh mit dem Rennradfieber angesteckt wurde. „Ihr und ihren Freundinnen hat das richtig gut gefallen“. Eigentlich ist Martina jedoch selbst leidenschaftliche Sportlerin. Das helfe ihr zu wissen, wie sie mit den Teilnehmenden umzugehen hat. „Man entwickelt ein Gespür wo man anpacken muss, wann man mal das Rad halten soll, was die Leute eben brauchen“. Auf die Frage warum sie denn dann selbst nicht mitfährt, antwortet sie scherzhaft „ich kann keine Höhenmeter fahren, also schenke ich eben Wasser aus“. Dann aber auch mit viel Herzblut. „Es ist zwar extrem stressig, aber es macht so viel Spaß und für uns Helfer ist das immer eine Gaudi“.
Dabei freut sie sich eigentlich immer auf die letzten Teilnehmer:innen, die gerade noch vor dem Besenwagen den Feldberg erreichen. „Das sind für uns immer die richtigen Champions, die wir da nochmal extra laut anfeuern“. Doch dieses Jahr konnten sie gerade denen, die es am meisten bräuchten nicht mehr helfen. Der Veranstalter stellte zu wenig Wasser zur Verfügung und die letzten gingen leer aus. „Das hat uns schon das Herz gebrochen“.
Spendensumme verdreifacht
95 Rennradbegeisterte der Eintracht sind dieses Jahr erneut als „Eintracht Frankfurt Welthungerhilfe Racing Team“ an den Start gegangen. In der noch jungen Radabteilung der Eintracht hat der gute Zweck eben schon Tradition. Durch die kleine Draufgabe zur Startgebühr kamen damit ganze 1.500 Euro zusammen. Traditionell wird die Summe der Spenden vom Veranstalter noch verdoppelt und dann an die Hilfsorganisation aus Bonn übergeben. Als Entschädigung dafür, dass der Veranstalter zu wenig Wasser zur Verfügung stellte, wird die Spendensumme dieses Jahr sogar verdreifacht.
Auf und neben der Strecke gaben Adlerträger:innen beim diesjährigen Radklassiker mal wieder alles und haben gezeigt, dass das Jedermann-Rennen die Belohnung für viel Fleiß und Arbeit im Training sein kann.